VATER SCHWEIN UND SOHN SCHWEIN

Ein gefräßiger Vater Schwein und ein gefräßiger Sohn Schwein waren im Wald und fluchten, weil sie keine Eicheln fanden.

– Verdammter Wald! Es gibt nichts zu essen! Schön ist es dort, wo man ganz viele Eicheln auf einem Haufen findet -, so sprach der gefräßige Vater Schwein. Sie gingen fort und wer weiß, wohin es sie verschlagen hat …

– Und noch ein gefräßiger Vater Schwein und noch ein gefräßiger Sohn Schwein setzten ihre Füße in diesen selben Wald.

– Nimm, iss! Eine kleine Eichel! -, sagte Vater Schwein zu Sohn Schwein. Sie trotteten weiter …

– Nimm, iss! Noch eine Eichel! Diese ist schön groß! -, sagte wieder Vater Schwein zu Sohn Schwein.

– Vati, noch eine Eichel! -, und Vater Schwein aß sie.

– Vati, noch eine! -, und  Sohn Schwein aß sie.

– Hast du gesehen, Sohn Schwein, dass wir mit einer Eichel hier und einer Eichel dort, jeden Tag, jeden Monat und jedes Jahr zu essen haben? Man braucht Geduld auf dieser Welt, Sohn Schwein! 

Da hast du noch zwei Eicheln, Sohn Schwein!  –

– Ich habe drei Eicheln und eine Kastanie gefunden, Vater Schwein! – 

– Und ich eine Eichel und vier Kastanien, Sohn Schwein. – 

– Vater Schwein! Vater Schwein! Vater Schwein! Ich habe einen Haufen Eicheln und Kastanien gefunden! Da gibt es ganz viele! – 

Er stampfte mit den Hüfchen auf der nach Alpenveilchen, Minze und Süßholz duftenden Erde auf, rückte mit dem Rüssel die Blätter zur Seite und schnaubte und grunzte laut, weil er glücklich war.

– Hast du gesehen, Sohn Schwein? Wer Geduld hat, dem ist das Glück gewogen! Das Glück will gesucht sein. Das Leben, wenn es auch seltsam ist, ist immerhin geregelt von … –

– Vater Schwein! Vater Schwein! Schau mal, schau mal an! -, unterbrach ihn Sohn Schwein. – Was ist das, was ist das? Zwei weiße Blätter haben plötzlich begonnen zu fliegen! So ein Schreck! –

– Wie dumm du bist, Sohn Schwein! Siehst du nicht, dass es Schmetterlinge sind? –

– Schmetterlingeee? –

– Es sind Tiere wie wir, aber sie sind ganz klein und fliegen. Sie heißen … Schmetterlinge sind nichts anderes als geflügelte Insekten, Sohn Schwein. –

– Vater Schwein, warum können wir nicht fliegen? –

– Grundgütiger Himmel! Aber was redest du denn da? Es wären ellenlange Flügel notwendig, damit unsereins fliegen könnte, Sohn Schwein! –

– Und wo fliegen sie hin? – 

– Sie fliegen über diese Blumen… über diese gelben Blumen hinweg und über die Bäume dort… –

– Und … dann, was gibt es, was gibt es jenseits dieser Blumen und dieser Bäume dort, Vater Schwein? –

– Noch mehr Blumen und noch mehr Bäume, Sohn Schwein. – 

– Und danach, Vater Schwein? –

– Noch mehr Bäume und noch mehr Blumen. –

– Und wieder danach? –

– Da gibt es Häuser mit Menschen darin, Sohn Schwein. –

– Wer sind die Menschen, Vater Schwein? –

– Wer sie siiind? Oh Gott, oh Gott, Sohn Schwein … Sohn Schwein! –

Vater Schwein begann, wie ein verdorrtes Blatt zu zittern und seine Beinchen wurden ganz schlaff.

– Vater Schwein, Vater Schwein! Was ist los mit dir? Vater Schwein! Oh Gott, oh Gott, er hat fast die Besinnung verloren. Wa-was mache ich jetzt ganz allein im Wald mit einem kranken Vater Schwein? –

– I-Ich fühle mich schlecht, Sohn Schwein. Ich habe mich … dich und mich gesehen, in ellenlange Bratwürste und Knackwürstchen verwandelt! Oh Gott, was für ein Schmerz, was für eine Angst!… Mein Gesicht ist feuerrot geworden und mit Schweiß verschmiert. Aaach, ich habe fast einen Nervenzusammenbruch … Hör mal zu … Eine Kleinigkeit … Achte darauf … Nimm niemals Eichelhaufen von Menschen an, Sohn Schwein, sie bieten sie dir an, weil sie dich schön fett machen, und dann essen sie dich auf. Wer wenig gibt will alles wiederhaben. So ist das, so ist das, es ist der Lauf der Welt!

Niemand gibt etwas für nichts, Sohn Schwein. Sehen wir zu, dass wir Eicheln und Kastanien finden! Eine hier und eine dort, eine da, eine hier, aber, aber in Ruhe und Frieden! –

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