STEINMARDER FUCHS UND BAUER
Eines Tages begegnete in einer Brombeerhecke einem Fuchs ein Steinmarder, und während sie über Mäuse und Hühner sprachen, wurden sie Freunde. Der Steinmarder sagte dem Fuchs, dass er in einem Garten lebte, in einer geräumigen und schönen Höhle, die sich unter den Wurzeln einer schönen duftenden Magnolie befand; und der Fuchs antwortete ihm, dass er sich seine Höhle in einer Hütte auf dem Lande gebaut habe, die aus verrostetem Blech war, und dass er sich wohl fühle, weil er vor dem Regen geschützt war.
Und er erzählte dem Steinmarder, dass einst seine erste Höhle, die er sich zwischen den Wurzeln eines Olivenbaumes gebaut hatte, vom Regen überschwemmt worden war, und dass er ums Haar ertrunken wäre.
Und wie kommt man zu der verrosteten Blechhütte? –
Schau von diesem Gebüsch aus zu jenen Nussbaum dort hin, und dann tripple geradeaus los, so dass du ihn im Rücken hast, und dann ist rechter Pfote ein verrosteter Kanister (so ein großer, hoher, für Dieselöl), du erkennst ihn sofort, weil er mit Teer verschmierten Plastiktüten voll gestopft ist, und tripple noch ein gutes Stück weiter geradeaus, und linker Pfote ist die Baracke und genau dort habe ich meine Höhle gebaut. –
Sie ist also wirklich schön, deine Höhle. –
Und danach erzählte der Steinmarder dem Fuchs viele Dinge und viele Sachen …
Meine kahl gewordene Freundin, die Steinmarderin, hat sich neulich in die Höhle der Füchsin ‚Schielauge‘ eingeschlichen, und, deren Abwesenheit ausnutzend, ihre neugeborenen Jungen verschlungen.
Aber ich rate dir, sage es ja niemandem!
Oh! Wenn Füchsin ‚Schielauge‘ das wüsste! Gerade gestern habe ich sie gesehen, wie sie sich wütend das Maul kratzte, während sie ihre kleinen Welpen überall suchte.
Und ich konnte es mir nur schwer verkneifen, nicht zu ihr zu sagen: „Geh in deine Höhle zurück, Füchsin ‚Schielauge‘, gräme dich nicht, deine Jungen sind schon schön verdaut.“
Dann dachte ich: Halt den Mund, was mische ich mich da ein? –
Mit diesen Dingen scherzt man nicht! Man muss den Mund halten, und wenn nötig, mit Spagat zubinden –, meinte dazu der Fuchs.
Und weißt du was noch passiert ist?
‚BrauneFüchsin‘ hat erst gestern ‚BöserWolf‘, als der für einen Moment nicht in der Nähe war, ein gar gekochtes und zum Essen fertig zubereitetes Huhn aus der Höhle gestohlen. –
Und der Fuchs leckte sich mit der dünnen Zunge die Schnauze, weil er solchen Hunger hatte.
Nun sag mir doch, kleiner Steinmarder, wenn du schon all diese Dinge weißt, wüsstest du nicht zufällig auch, wo wir hingehen könnten, um etwas zwischen die Zähne zu kriegen? –
Klar weiß ich das. Da gibt es drei Gruben, mit ganz vielen wunderschönen Kaninchen drin, genau dort. Schau: Ein bisschen weiter unten als die Spitze dieses kleinen Hügels dort. Wo schaust du denn hin? Dort, dort, genau auf dem Rücken des anderen kleinen Hügels daneben. –
Und der Fuchs und der Steinmarder gingen los.
Und der Fuchs stürzte sich in die Grube und der Steinmarder stürzte sich in die Grube.
Und all diese göttlichen Gaben, die beiden Tiere fühlten sich wie zwei Könige.
Und der Fuchs zog einem weißen Kaninchen das Fell ab und der Steinmarder verschlang die Jungen davon.
Und der Fuchs hatte sich sehr satt gegessen und beschloss, aus dem Graben herauszuklettern, und vom Rand aus rief er den Steinmarder und forderte ihn auf, herauszukommen: – Spring herauf, hehe, spring herauf! Hast du dein widerliches Bäuchlein voll oder nicht, spring herauf, sonst kriegt uns der Bau … –
Und er brachte nicht einmal das Wort ‚Bauer‘ zu Ende, da sah er den Schatten eines Mannes und den eines Gewehrs, und der flinke Fuchs rannte davon und schrie dabei: – Der Bauer mit dem Gewehr, der Bauer mit dem Gewehr! –
Und der Fuchs rannte so schnell davon, dass ihm das Herz nach hinten rutschte, bis zum Schwanz.
Schon nach kurzer Zeit war er in seiner Höhle unter der Hütte aus verrostetem Blech. Fix und fertig von der Anstrengung und der Angst rollte er sich ein und schlief, mit der Schnauze auf dem Boden.
Und der Steinmarder wurde nicht von Schrotkugeln durchlöchert, er wurde in einem Netz gefangen.
Ich will dich lebend! Seit Monaten bringst du andere Tiere hier her; du hast wohl überall von meinen Kaninchen herumerzählt, hehe? Ich habe dich immer gesehen, weißt du. –
Der Steinmarder begann am ganzen Körper zu zittern und er sabberte vor Angst und er war in das Netz eingeschnürt, wie ein schlaffer Ball.
Foltern sie mich nicht, ich bitte Sie um Erbarmen, ich sage Ihnen alles Herr Bauer. Alles was Sie von mir wissen wollen. –
Sprich und mach schnell, oder ich hänge dich für den Rest deines Lebens an der Decke auf, wie eine Salami, und dort wirst du sterben und die Spinnen werden dich mit großen Netze überziehen. –
Ja, ja, Sie brauchen mir nicht so zu drohen, ich spreche sofort.
Welche Schuld habe ich schon … Er hat zu mir gesagt: „Komm mit mir, ich habe Gruben entdeckt, mit so vielen schönen Kaninchen darin“. Und weil ich Angst hatte, wollte ich dann nicht, ich bin ja ein Steinmarder … So, so ist es immer gelaufen; und weil er mich immer nachts überredet hat, mitzukommen, habe ich nicht bemerkt, dass er mich immer an den selben Ort führte. –
Und wo ist er jetzt? Was hat er zu dir gesagt? –
Er lebt in einer verrosteten Hütte. –
Und bald schon waren sie bei der verrosteten Hütte …
Der Bauer stellte eine Falle vor dem Loch der Höhle auf und der Fuchs tappte hinein, als er herauskam.
Und er wurde in das Netz eingewickelt, wie ein Bündel.
Der Fuchs schien zu sterben, so wütend war er, als er sah, dass ihn der Steinmarder betrogen hatte, es war, als ob er vergiftet worden wäre.
Er begriff alles und Speichel spritzte aus seiner Schnauze, als er schrie: – Das geschieht mir recht! Wie konnte ich dir nur vertrauen, auch du kanntest mich nicht, und erzähltest mir doch alles über alle! Hast du die schlimme Untugend, das Gehirn durch den Mund zu ersetzen? –
Und es geschah etwas wirklich, wirklich sehr Seltsames: Der Bauer tötete den Steinmarder und ließ den Fuchs laufen.
Danke Herr Bauer, Sie lieben die Gerechtigkeit und haben … bestraft.-
Sei still! Du brauchst mir nicht zu danken. Es ist nur etwas sehr, sehr Seltsames geschehen. Gerechtigkeit gibt es nicht auf dieser Welt.