DIE KATZE, DIE EIN BETTLER UND TAGEDIEB WAR
Es lebte einmal in einem alten Hof eine heruntergekommene Katze.
Sie verbrachte die Tage nachlässig ausgestreckt am Ufer eines sumpfigen Altwassers, weil sie sich nur mit Mühe auf den Pfoten halten konnte, und, was Wunder, indem sie sich in den Hüften schaukelte, gelang es ihr, einige halbe Schrittchen zu machen, und dann plumpste sie wieder hin.
Sie hatte einen Schwanz, der kein Schwanz zu sein schien: Eingeringelt und kahl schien er ein toter Wurm zu sein.
Das Fell, das kein Fell zu sein schien, so sehr war es mit Schmutz vollgesogen, sah aus wie ein Stück alter Teer, welcher der Sonne ausgesetzt gewesen war. Und außerdem besaß sie große, schlaffe Ohren und kleine, nässende Augen, die von Bergen Übelkeit erregenden Augensekrets zerfressen waren.
Und eines Nachts ging ein tüchtiger Fuchs am Hof vorbei, und satt wie er war, aus der Schnauze strömte ihm noch das Aroma der Hühner, sah er die Katze, die so übel zugerichtet war, und er hatte Mitleid und näherte sich ihr.
Was ist dir zugestoßen, arme Katze? Hast du die Pest oder die Malaria im Leib? –
Es ist der Hunger, der mich am Wickel hat und … und außerdem kommt mit dem Hunger der Schmutz, man weiß, wie die Dinge in dieser Welt laufen. Lass mich nachrechnen …
Es ist fast ein Monat, dass ich nichts gegessen habe! Ich kann mich nicht mehr auf den Pfoten halten und … und es ist fast so weit, dass ich sterbe. Nimm mich mit, ich bitte dich. Ich werde … dir gehorchen, das schwöre ich dir! Ich werde dir treu sein. Immer und für alle Zeit meines Lebens. –
Und der Fuchs sagte ja.
Und die Katze, die sich ganz langsam bewegte, und sich auf den Pfoten krümmte, folgte ihm.
In der Höhle gab ihr der Fuchs Nahrung und die Katze aß.
Die Nacht verging und es kam der Morgen.
Der Fuchs brachte sie zum Bach und die Katze wusch sich.
Der Fuchs erbeutete einen kleinen Hasen und die Katze aß wieder.
Und die Katze, schön sauber und satt, begann zu plaudern.
Es verging ein Monat und die Katze erholte sich.
Und sie erzählte errötend ihre Geschichte: Ihre Familie beherrschte seit vielen Jahren den Hof und ihr hatte es nie an etwas gefehlt, sie hielten Vorräte an Mäuse- und Vogelfleisch in großen Löchern in der Mauer, die den Hof umgab, und die als Lager dienten, und sie gaben aus Mitleid allen streunenden Katzen aus der Gegend zu essen.
Ich sage dir gar nicht, wie viel Mäusefleisch meine Familie verbrauchte, um allen streunenden Katzen zu essen zu geben, die kamen. Es war eine Prozession. Stell dir vor, ich aß nur Vogelfleisch! Das Mäusefleisch ist meinem Magen nie gut bekommen. Die Katzen, die uns aufsuchten, um nach Nahrung zu fragen, verfünffachten ihre Zahl, und so entschied ‚VaterKatze‘, keinem mehr etwas zu geben. Er sagte, dass es außerdem nicht gerecht sei.
Und so entschieden wir, da wir wenige waren, nur noch Vogelfleisch zu essen.
Und … und dann starben eines Tages ‚VaterKatze‘ und ‚MutterKatze‘ an Altersschwäche und ich fiel in eine Depression. Ich wollte nicht mehr essen, ich wollte nicht mehr essen … Und … und ich wurde magersüchtig. –
Und die Katze, schön sauber und satt, begann zu plaudern …
Der Fuchs lachte, hörte ihr zu und sagte dann: – Ah, wie hattest du dich zugerichtet, meine Katze. Aber sag mir, Mäusefleisch, das magst du nicht? Magst du es wirklich nicht? Du sahst ekelhaft aus. Erinnerst du dich? Du wärest jetzt schon tot. –
Die Katze antwortete nicht.
Ein Gebüsch bewegte sich wie verrückt.
Sicher ist da drin ‚SteinmarderinAusverkauft‘, die gerade dabei ist, einen Frosch zu fangen. Nur sie macht so viel Lärm im Gebüsch -, sagte der Fuchs.
Ja, natürlich, sie muss es sein -, stimmte die Katze zu.
Und unter dem Laubwerk kam ‚SteinmarderinAusverkauft‘ hervor mit einer sooo großen Kröte in der Schnauze! Sie legte sie auf die Erde, dann lief sie hinter ihr her und foppte sie mit der Pfote, indem sie sie immer wieder im trockenen Laub herumwälzte … Und dann bekamen ihre Augen etwas Grimmiges, und unter heftigem Gekeife und Geknurre zerriss sie sie in mehrere Stücke, die Kröte.
‚SteinmarderinAusverkauft‘! Was stellst du mit dieser Kröte an! Iss sie auf und mach keine Geschichten. Das ist doch kein Kaninchen, das du in Stücke zerfetzt! –, schrie ihr der Fuchs zu. Und so aß die Steinmarderin sie auf.
Und dann häufte die Steinmarderin an einer Stelle dürre Zweige auf und entzündete ein Feuer und lud den Fuchs und die Katze ein, sich zu wärmen.
‚SteinmarderinAusverkauft‘, ich stelle dir ‚KatzeEdel‘ vor. –
Freut mich, ‚SteinmarderinAusverkauft‘. –
Freut mich, ‚KatzeEdel‘. –
Und sie schüttelten sich die Pfoten.
Fuchs, Katze und Steinmarderin waren erkältet, und deshalb bildeten sie einen so engen Kreis um das Feuer, dass sie sich fast verbrannten; und dann begann die Katze zu reden und zu reden: Dass sie dieses und jenes gemacht hatte. – Und außerdem … -, so wandte sie sich an die Steinmarderin und machte ihr Vorwürfe … Ein langer Sermon, der damit endete: – Eine Steinmarderin, die Kröten frisst und keine Hühner? –
Die Steinmarderin starrte sie an und ihre Augen waren zu ganz engen Schlitzen geworden, vor Wut, und sie dachte daran, die Katze anzufallen, aber dann machte sie es doch nicht, ein wenig wegen ihrer guten Erziehung, und ein wenig weil … sie begriff, dass die Katze die Freundin und der Schützling des Fuchses war. Sie blieb noch ein bisschen und dann ging sie aus Wut von dannen.
Die Katze war wunderschön und kugelrund geworden und bekam ein langes Fell, das so weich war wie das Kopfkissen des Königs. Sie verbrachte die Tage damit, sich im Wasser des Baches zu baden, und sich dann, mal in der Sonne, mal im Schatten auszustrecken, und dann stand sie plötzlich wieder auf, um mit den lachenden Wasserblasen zu spielen; und sie zerquetschte diejenigen, die einzeln herum wirbelten, und sie tunkte ihren Mund dort hinein und schüttelte ihn, wo sie in großen Trauben vorkamen.
Und inzwischen rackerte sich der Fuchs ab wie ein Verdammter, um Nahrung in die Höhle zu tragen.
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Und eines Tages bewegte sich ein Gebüsch wie verrückt.
„Sicher ist da drin ‚SteinmarderinAusverkauft‘, die gerade dabei ist, einen Frosch zu fangen. Nur sie macht so viel Lärm im Gebüsch“, dachte sich der Fuchs.
– ‚SteinmarderinAusverkauft‘!‚ SteinmarderinAusverkauft‘, was stellst du mit der Kröte an!? -, rief ihr der Fuchs zu.
Und aus dem Gebüsch kam ‚SteinmarderinAusverkauft‘ hervor und hüpfte wie eine Feder.
So eine Angst, ich dachte, es wären die Jäger! -, nuschelte atemlos die Steinmarderin. – Wegen dir ist mir eine sooo große Kröte durch die Lappen gegangen! Und sag mir: Wo ist die Katze? –
Ich habe sie mit Pfotenhieben fortgejagt! Und ich habe sie nicht aufgegessen. Sie wusste sich zu helfen; sie wollte, dass ich nach und nach Katze würde und sie Fuchs! Und ich, der ich unter meinem Alter leide und nur wenige gute Zähne im Mund habe, ich habe erst jetzt begriffen … –
Fuchs, mein Fuchs, der Wald ist auf den Kopf gestellt. Möchtest du, dass es dir sehr schlecht geht? Ganz einfach! Du musst nur viel Gutes tun. Je mehr Gutes du tust, umso schlechter geht es dir, je mehr Gutes du tust, umso schlechter geht es dir … Das heißt, wenn das Gute wächst, wächst auch das Böse, und wenn das Gute wächst, wächst auch das Böse, und wenn das Gute wächst, wächst auch das Böse, und wenn das Gute wächst, wächst auch das Böse, und wenn das Gute wächst, wächst auch das Böse, und wenn das Gute wächst, wächst auch das Böse … So ist das! Immer.
Man muss… Vor allem musst du du selbst sein… Das was du bist. Du darfst nie etwas Böses tun, aber wenig Gutes. Denn wenn du viel davon tust … Du verwickelst dich in einer Kette, die du selbst konstruiert hast. Um dich zu befreien musst du entsprechend dem Guten, das du getan hast reagieren. Je mehr Gutes du gegeben hast, umso mehr musst du schwitzen, um wieder in Frieden leben zu können. –
Genau, so ist es wirklich. Der Wald ist wahrlich auf den Kopf gestellt! Aaach die Katze. Es gibt kein bettelarmes Tier in dieser Welt, das keine Laster hätte.
‚SteinmarderinAusverkauft‘. Ich habe mir Knochen und Zähne abgebrochen, um auch ihr Nahrung zu geben! –
– Das geht immer so: Wer sich sehr erniedrigt, um etwas zu bekommen … erhält es, okay, aber sofort danach stellt dieses etwas alles auf den Kopf, es gräbt, es sucht und forscht mit allen Mitteln … es will dich ganz unten im Schlamm und versucht sich zu befreien, indem es dich mehr erniedrigt, wie es selbst sich erniedrigt hatte, um diese Macht zu bekommen, die du ihm gegeben hast. Sie, schön und kugelrund und mit dem langen Fell … du siebenmal am Tag ein Hemd durchgeschwitzt um ihr Nahrung herbeizuschaffen! Der Katze. Es geschieht selten, dass das Gute, welches man anbietet, mit ein bisschen Liebe und Anerkennung erwidert wird.
Mein Fuchs, lach nur darüber! Außerdem, außerdem … am Ende fällt das Böse, auch wenn es noch so schön verpackt ist, alles auf den zurück, der es gemacht hat.